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Sowohl die eigentliche konservative Behandlung wie auch die Nachbehandlung nach Operationen folgt diesen Prinzipien: Der Druck innerhalb des Bandscheibenraumes soll möglichst gering sein, da dies die wenigsten Beschwerden verursacht. Der geringste Druck wird in Rückenlage mit angewinkelten Hüft- und Kniegelenken und Aufhebung des Hohlkreuzes erreicht. Die Matratze muß eben sein, darf keine Kuhle bilden. Eine Bretteinlage ist nützlich. |
Diese entlastende Lagerung deckt sich auch mit dem zweiten Prinzip der konservativen Bandscheibenbehandlung: Bettruhe soll für eine Beruhigung und Verfestigung von gelockertem Bandscheiben- gewebe sorgen - sei es im Fall von unkomplizierten Vorfällen (ohne Sequester) oder im Fall von Bandscheibenrestgewebe nach Operation. Das Gewebe soll sich verfestigen, narbig verwachsen und schrumpfen. In diesem Sinne soll auch die gezielte Krankengymnastik wirken: Stabilisierung der Wirbelsäulensegmente von außen her durch Kräftigung der Muskulatur, um die Bewegungen der Wirbel und Gelenke zu verringern. Die Verlagerung von Bandscheibengewebe nach außen soll auf diese Weise vermieden werden. Das Bandscheibengewebe benötigt zur Verfestigung mehrere Wochen. |
Bandscheibenschonende Bewegungsabläufe entsprechend der sog. Rückenschule müssen geschult werden:
Volle Übung erst nach eingetretener Schmerzfreiheit. Sportliche Betätigung mit gestreckter Wirbelsäule ist erlaubt: z.B. Radfahren, Ballspiele, Wandern, Rückenschwimmen, jedoch kein rückenstrapazierender Sport wie Skifahren, Segeln, Reiten. |
Voraussetzung für das sogenannte Einrenken
(Chiropraktik) oder die Streckbehandlung (Extension)
bei Bandscheibenvorfällen ist, daß das vorgefallene Bandscheibengewebe
noch festen Kontakt zum Bandscheibenkern hat und nicht außerhalb des
Faserringes in den Wirbelkanal vorgefallen ist (sequestriert). ->
einfacher Vorfall
Bei großen Vorfällen wäre das Strecken nutzlos oder sogar gefährlich ! |
Das dritte Prinzip der konservativen Behandlung besteht in der Durchbrechung
des Teufelskreises zwischen Schmerz - Muskelverspannung
- Schmerz : Dazu dienen Bettruhe,
Wärmeanwendungen, warme Bewegungsbäder, Stangerbäder, Fangopackungen,
Massagen, Schmerzmittel und muskelentspannende Medikamente (z.B. Tetrazepam),
Übungsbehandlungen.
Wird Wärme nicht vertragen, steigern sich die Schmerzen, wirken Schmerzmittel kaum noch, helfen abschwellende Medikamente nicht innerhalb kurzer Zeit, so ist zu klären, ob nicht ein schweres ->mechanisches Problem der Nervenwurzel vorliegt. Um den Schmerzkreislauf zu durchbrechen, kann man auch gezielte Injektionen mit Lokalanästhesie oder entzündungshemmenden und entschwellenden Mitteln vornehmen. |
In sehr wenigen geeigneten Fällen kann die sog. perkutane Nukleotomie sinnvoll sein: |
Durch Vorschieben einer Hohlsonde in das Bandscheibenzentrum wird ein Teil des Bandscheibenkernes abgesaugt, um damit die Bandscheibe zu verkleinern und so die Nervenwurzel zu entlasten. |
Über die Sonde wird das Bandscheibeninnere mit feinen
Zangen oder einem feinen rotierenden Messer oder einer Laserfaser zerkleinert
und dann herausgespült. Die Erfolgsrate selbst bei den geeigneten Fällen liegt jedoch nur bei 60 bis 70% ! Voraussetzung bei dieser Methode ist aber immer, daß vorgefallenes Bandscheibengewebe die Bandscheibenkapsel noch nicht durchbrochen hat. Sind solche freien Sequester die Ursache für die Schmerzen, so müssen diese -> mikrochirurgisch oder endoskopisch entfernt werden. Eine Verkleinerung der Bandscheibe durch Absaugung allein würde hier nichts bewirken. |
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