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5. Lähmungserscheinungen

Bei starker oder lang andauernder Einklemmung einer Nervenwurzel kommt es auch zu Empfindungsstörungen oder Taubheitsgefühl im zugehörigen Schmerzausbreitungsgebiet. Schließlich können auch Lähmungen in den Muskeln auftreten, die der betroffenen Nervenwurzel zuzuordnen sind.

Fußhebermuskeln

Bei gestörter Fußhebung (Fersengang als Test) ist es die 5. Lendenwurzel, L5. Diese L5-Wurzel wird am häufigsten durch die Bandscheibe zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel - genannt L4/5 - durch einen Vorfall geschädigt.

Bei schwacher Fußsenkung (Zehenspitzenstand als Test) ist es die erste Kreuzbeinwurzel, genannt S1.
Diese S1-Wurzel wird am häufigsten durch einen Vorfall der untersten Bandscheibe zwischen 5. Lendenwirbel und Kreuzbein - genannt L5/S1 - geschädigt.

Fußsenkermuskeln
Es gibt auch Bandscheibenvorfälle, die gleichzeitig zwei oder mehrere Nervenwurzeln schädigen können. Ein sehr großer Bandscheibenvorfall, vor allem wenn er in der Mitte vorfällt und den ganzen Kanal verlegt, kann das Ganze im Wirbelkanal gelegene Nervenbündel, die Cauda, treffen und ist sehr gefährlich: Beide Beine, die Blase, Enddarm und die Geschlechtsorgane können gelähmt werden - das Cauda-Syndrom. Hier ist die Operation ganz dringend innerhalb weniger Stunden erforderlich.
sog. Cauda-Syndrom

Bleibt eine Nervenwurzel längere Zeit durch einen Bandscheibenvorfall eingeklemmt und gequetscht, so entwickelt sich innerhalb der Nervenwurzel selbst eine Narbe. Selbst wenn die Wurzel durch die Operation von dem Druck entlastet ist, bleiben dann Mißempfindungen, Schmerzen oder Lähmungserscheinungen durch diese Narben oft weiter bestehen.

Bei andauernden, nicht beeinflußbaren Schmerzen oder Lähmungen sollte daher möglichst bald operiert werden, zur Entlastung der Nervenwurzel.

Gefährlich ist der sogenannte Wurzeltod: Der Druck auf die Nervenwurzel ist so stark, daß schließlich die Schmerzleitung unterbrochen wird. Das kann sehr trügerisch sein - die Schmerzen verschwinden zwar, aber gleichzeitig tritt eine Lähmung ein !

Bei Bandscheiben-Vorwölbungen (Protrusion) oder einfachen Vorfällen ist das Ischiasschmerzband meist nur andeutungsweise ausgebildet, auch sind die Beschwerden wechselhaft, verschwinden oft wieder von selbst.

Diese Schmerzen können meist noch durch Stellungsänderungen und krankengymnastische Maßnahmen (Rückenschule) gebessert werden. Offenbar wird der Bandscheibenkern durch den nicht vollständig gerissenen Faserring noch in seiner Lage gehalten.

Auch ein Erfolg abschwellender Medikamente spricht dafür, daß eine solch unkomplizierte Situation vorliegt (linkes Bild).

Dieser Vorfall kann vielleicht zurückrutschen ...  ... dieser bestimmt nicht !

Wenn jedoch all diese Maßnahmen keinen Erfolg zeigen, die Schmerzen hartnäckig und gleichbleibend sind, unabhängig von Lagerung und Stellungsänderung, so spricht dies für eine schwerwiegende mechanische Ursache: Der Faserring ist gerissen, ein Bandscheibenstück ist ausgetreten und unter der Nervenwurzel eingeklemmt: "Der Nerv hat sich verklemmt" - wie das Motorgetriebe durch eine herausgefallene Schraube (rechtes Bild).

siehe auch: Wann operieren?

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